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Perth – perfekt relaxt

In Perth fuhren wir am Montag Morgen mit unserem kaputten Uki zur Autovermietung: Wie würde es weiter gehen? Würden wir ein neues Auto bekommen? Die kleingedruckten Vertragsbedingungen sagten, dass der Geschäftsführer – je nach Ermessen – nach einem Unfall den Vertrag beenden und die gesamte bereits bezahlte (und nicht genutzte) Miete einbehalten kann. Uns fiel daher ein riesiger Stein vom Herzen als uns für Freitag ein neuer Campervan versprochen wurde. Uki durften wir für die Zwischenzeit allerdings nicht behalten, so dass es hieß, die vier Tage in Perth im Hostel zu überbrücken.

Perth mit Lola rennt und Gladiator, ähm Robin Hood

 

Mein Fluss, meine Stadt...

 

...mein Bier!

Doch Perth erwies sich als sehr angenehm: Am Swan River gelegen, ist es ganz eindeutig Gunnars Stadt (Nachname Schwan!). Mit nur 1,5 Mio. Einwohnern viel kleiner als Sydney und Melbourne ist Perth sehr übersichtlich und viele Grünflächen laden zum Entspannen ein – oder eben auch zum Sport am Feierabend. Und so sieht man nach 5 Uhr abends Horden von „Perthianer“ aus ihren Bürogebäuden joggen oder in der Gruppe oder mit ihrem persönlichen Trainer schweißtreibende Übungen absolvieren.

Swan Bell Tower und Riesenrad

 

Public Sports: Gunnar lacht

 

Public Sports: Ricarda ächzt

Nach dem ganzen Campen in der Natur genossen wir die Stadtkultur. In der Art Gallery of Western Australia beeindruckten uns z.B. die unheimlich echt wirkenden Kreaturen von Patricia Piccinini. Bei dem Ausflug in den schönen Vorort Fremantle probierten wir nicht nur die Kaffee- und Muffinkultur, sondern versuchten auch das Prinzip in einem Wettbüro zu verstehen und mit Basketballtreffern Zusatzspiele in einer Spielhölle mit Hunderten von lärmenden Spielautomaten zu gewinnen. Sehr witzig! Die Australier lassen nämlich so viel Geld beim Spielen und Wetten, dass es einen sehr bedeutsamen Wirtschaftszweig am Leben hält. Und den Kaffeegenießern sei gesagt, dass hier auch die Namen für die uns bekannten Kaffeezubereitungen Kopf stehen: Für einen Milchkaffee sollte man einen „Flat White“ oder „Cappuccino“ bestellen. Café Latte ist hingegen ein Espresso – mit einem Mini-Schuss Milch!

Perth vom Hyde Park

 

Warten auf den kostenlosen Cat-Bus

 

Was wünschen? Vielleicht lila Engelsflügel zu den rosa Plüschohren...

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Karri Forrest – krass hoch (geklettert)

Nach dem Strand führte uns der Weg in eine Region mit ca. 400 Jahre alten, mächtig hohen Bäumen. In dem so genannten „Valley of the Giants“ (Tal der Giganten) absolvierten wir den Tree Top Walk, der uns über Stahlbrücken 40 Meter hoch in die Wipfel der Bäume führte: tolle Vogelperspektive!

Tree Top Walk

 

Höhenangst?

 

Auf eigenes Risiko

Aber noch beeindruckender wurde es, als wir den nächsten Tag 50 Meter hoch auf auf einen alten Karri-Baum kletterten, der früher als Aussichtspunkt zur Feuerwache diente. Karri-Bäume sind die zweithöchsten der Welt und wachsen schnurgerade – sehr imposante Wälder und natürlich sehr interessant für die industrielle Produktion. Der Aufstieg auf den Metallstäben, die sich in einer Spirale den Baum hochschraubten, war pures Adrenalin – insbesondere für Gunnar, wegen seiner leichten Höhenangst. Ohne Sicherheitsnetz (in Deutschland nicht vorstellbar) konnte jeder unkonzentrierte Schritt in den Abgrund führen. Oben angekommen, blickten wir über die anderen Bäume hinweg und fühlten uns den Vögeln gleich. Übrigens gibt es auch leckeren Honig aus den Blüten dieser Karri-Bäume, den wir uns als Reiseproviant von einem Imker kauften :-). Doch nicht nur die Bäume sind in Australien groß. In dem kleinen idyllischen aber kreativen Denmark bestaunten wir das weltgrößte Barometer von Bert Bolle. Es ist 12,5 Meter hoch und zeigt das Wetter an: Regen in unserem Fall.

Diamond Tree (über 60 Meter hoch)

 

Zwei glückliche Vögel

 

Höhenangst überwunden

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Albany – Alles auf Anfang

Da wir unseren demolierten Uki wieder campingtüchtig repariert hatten, setzten wir unsere Reise nach Perth nicht über den kürzesten sondern, wie geplant, über den schöneren Weg an der Südwestküste fort. Der Schock des Unfalls saß uns immer noch in den Knochen, zumal wir immer wieder von Leuten auf unser kaputtes Auto angesprochen wurden und immer wieder unsere Unfallgeschichte erzählen mussten. Beim Parken versuchten wir möglichst unsere schöne Seite zu zeigen, aber verstecken ließ sich der Schaden nicht. Doch in Albany – einem hübschen Küstenstädtchen mit 25.000 Einwohnern – gelang es uns schließlich, die schöne Landschaft und die Sonne wieder (oder auch gerade ganz besonders) zu genießen. Und am Strand feierten wir unser neues Leben.

Das Leben ist schön...

 

...erst Recht am Strand

 

Blowhole – Blaseloch

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90 Mile Straight – umgekippt

Auf der Straße durch die weite, eintönige Nullarbor gibt es einen Abschnitt von knapp 150 km ohne jede Kurve. Auf dieser „90 Mile Straight“ fand unsere Reise ein plötzliches Ende: Wir waren circa 30 km auf der schnurgeraden Straße fröhlich unterwegs, als plötzlich einer der entgegenkommenden Road Trains (riesiger LKW) auf unsere Spur zog – nur eine Sekunde bevor wir auf derselben Höhe mit ihm waren. Wir mussten ausweichen, denn einen Frontalzusammenstoß hätten wir sicher nicht überlebt. Ausweichen hieß auf den Schotter neben der Straße – mit Reisegeschwindigkeit keine so gute Idee. Der Road Train zog glücklicherweise wieder zurück auf seine Spur – andernfalls hätte er uns wahrscheinlich noch erwischt. Der nächste Reflex war also, wieder auf die Straße zurück zu kommen. Dabei kamen wir jedoch ins Schlingern (Elchtest!) und kippten mit unserem hohen Campervan einfach auf die Fahrerseite um. Uki rutschte kurz auf der Seite und blieb dann direkt neben dem Asphalt liegen.

Fast 150 km keine Kurve

 

Wirklich keine Kurve

 

Road Train

Wie durch ein Wunder blieben wir – neben ein paar Prellungen – unverletzt und kletterten geschockt aus dem umgekippten Auto. Der Fahrer des Road Trains, der wahrscheinlich kurz eingenickt war und unseren Unfall verschuldete, war fort! Die australische Polizei nennt das einen „Hit and Run“. Der nächste Road Train hielt jedoch und nahm uns mit zum Roadhouse in Caiguna. Der Fahrer eines weiteren LKWs versprach zu warten und die Unfallstelle zu sichern. Die Betreiber des Roadhouse informierten die Polizei und fuhren mit uns in ihrem Geländewagen zum Unfallort. Dort blockierte dann ein weiterer Fahrer mit seinem LKW die Straße und alle anderen packten mit an und stellten den Campervan mit Hilfe von Metallketten wieder auf die Räder. Ein geplatzter Reifen wurde schnell gewechselt und dann fuhren wir tatsächlich mit dem Unfallauto wieder zurück zum Roadhouse.

Die Nacht verbrachten wir schlaflos in einem Motel-Zimmer. Nach dem Anruf bei der Autovermietung am nächsten Morgen waren wir so klug wie zuvor. Entweder wir konnten 2 Tage (Feiertag!) in der Einöde warten und einen Abschleppwagen auf eigene Kosten von der knapp 400 km entfernten nächsten Stadt Norseman kommen lassen oder das Auto selbst dorthin bringen. Hilfe – nein; aber die vertragliche Unfall-Selbstbeteiligung in Höhe von 2.800 Dollar wurde sofort von der Kreditkarte eingezogen. Im Gegensatz zur Autovermietung verlangten unsere Helfer vom Roadhouse netterweise kein Geld für ihre Hilfe.

Uki nach dem Unfall

Also fuhren wir Uki Probe: Lenkung, Bremse und Schaltung zeigten sich tadellos; Flüssigkeiten traten ebenfalls nicht aus. Zwar fehlte der rechte Außenspiegel und die Fahrertür ließ sich nicht öffnen, aber Uki war grundsätzlich fahrtüchtig. Und so räumten wir das totale Chaos im Innenraum auf, klebten die kaputten Fensterscheiben ab und fuhren 400 km nach Norseman. Dort reparierten wir die zerstörte Inneneinrichtung des Vans, stellten ihn dem Mechaniker vor und ließen uns selbst im Krankenhaus durchchecken. Fazit: Alle Patienten waren straßenfest – es konnte weitergehen. Achja, wir waren auch auf dem Polizeirevier. Dort verwies man uns auf eine Internetseite der Polizei, wo wir den Unfall melden sollten. Die Webadresse wusste die Polizistin leider nicht genau und empfahl uns, diese zu googeln – kein Witz! Der im Internet ausgefüllte Crash-Report ging dann automatisch nach Perth, von wo die Zuständigkeit dann wohl wieder an die lokale Stelle in Norseman gegeben wird. Das dauert aber einige Zeit, in der selbstverständlich nichts für die Suche nach dem flüchtigen Unfallfahrer unternommen wird.

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