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Uluru – unglaublich unwirklich

Nachdem wir unseren Campervan in Darwin abgegeben hatten, ging es vom Top End mit dem Zug direkt ins Zentrum des Landes, nach Alice Springs, wo unser letztes Australien-Highlight auf uns wartete. Doch allein die Zugreise dorthin war ein Erlebnis: Mit dem ehrwürdigen Ghan fuhren wir 26 Stunden lang durchs einsame Outback. Wir hatten die billigsten Tickets (ca. 100 Euro) gebucht und saßen mit eher jungen Leuten in einem Wagon mit flugzeugähnlichen Liegesesseln. Doch gab es glücklicherweise sehr viel Platz, so dass es sich sogar recht gut schlafen ließ. Das Beste war aber das Duschen im Zug, das wir allein des Erlebnisses wegen ausprobierten 🙂 Die anderen Wagons waren übrigens voller alter Leute, die sich die Kabinen für knapp 1.000 bis über 2.000 Euro leisteten. Nächstes Mal…

In Alice Springs überraschte uns dann der kalte Winterwind. Sogar mittags in der Sonne waren es nur 12 bis 15 Grad. Am nächsten Morgen – direkt nach dem Fußballspiel Deutschland vs. Australien, das hier um 4 Uhr früh begann – startete dann unsere Abenteuertour (The Rock Tour). In einem kleinen Bus machten wir uns mit 19 anderen Verrückten (davon zwei weitere Berliner!) auf den 500 km langen Weg zum roten Herzen des Kontinents: dem Uluru oder Ayers Rock, wie ihn die europäischen Entdecker nannten.

The Ghan
Berliner im Outback: Faby & Gunnar
Unsere Rock-Tour-Gruppe

Es ist schwer, in Worte zu fassen und auch kein Foto kann das Gefühl beschreiben, wenn man den roten Monolithen plötzlich im flachen weiten Land am Horizont auftauchen sieht. Er steht einfach so da – mächtig, wie aus einer anderen Welt. Mit unserer Gruppe wanderten wir um den beeindruckenden Felsen und genossen ihn sowohl bei Sonnenuntergang als auch -aufgang. Es gibt immer noch ein paar Touristen, die den Berg ersteigen, was Ignoranz oder mangelnden Respekt gegenüber den Aborigines bedeutet, für die der Uluru eine der wichtigsten heiligen Stätten ist.

Uluru beim Sonnenuntergang
Uluru beim Sonnenaufgang
Uluru aus der Nähe (davor Aliens)

Unser Reiseführer legte zwar ab und an einen etwas militärischen Stil an den Tag (Wecken um 5:10 Uhr!), wusste aber viel über die Aborigines, das Land und die Kultur zu berichten. Und abends kochte er uns leckeres Essen. Die Nächte lagen wir dann bei -2 Grad frierend aber happy in so genannten „Swags“ (kombinierte Matratze, Isomatte und Schlafsack) unter dem eiskalten Himmel und gaben unsere Wünsche an die Sternschnuppen weiter. Neben dem Uluru erkundeten wir Kata Tjuta (von uns Westerners auch „Olgas“ genannt) und den Kings Canyon, die beide ebenso beeindruckend waren.

Am Ende des dritten Tages duschten wir uns dann den Staub ab und verbrachten noch einen lustigen Abend mit der Tour-Gruppe in der Rock Bar. Morgens ging es dann weiter nach Brisbane – der letzte Stop unserer Australienreise. Wir gönnten uns die letzten drei Nächte ein Doppelzimmer in einem Luxus-Hostel, erkundeten die Stadt und schipperten über den Brisbane River. Zum Schluss entdeckte Ricarda noch einen stummen wilden Mann auf einem Stuhl.

Kings Canyon
Brisbane (Brisvegas für Insider)
Wilder Mann von Ron Mueck & Ricarda

Bevor es aber ganz nach Hause ging, legten wir noch einen Zwischenstopp in Singapur und Malaysia ein, aber das wisst ihr ja bereits.

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Top End – tropisches Ende

Nach so vielen Wochen und Erlebnissen in Western Australia waren wir richtig traurig als wir die Grenze ins Northern Territory überfuhren. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sich unsere Reise spürbar einem Ende zuneigte: nur noch knapp drei Wochen in Australien! Klar, für manche der Jahresurlaub, aber für uns fühlte sich das erschreckend wenig an.

Die Gedanken ans Reiseende vertrieben wir jedoch schnell im nächsten Nationalpark, dem Katherine Gorge bzw. Nitmiluk Gorge, wie er für die Aborigines heißt. Wir wollten den Fluss in dem Canyon mit dem Kanu erkunden, doch durch die in diesem Jahr ungewöhnlich späten Regenfälle war hier die Suche nach den bösen Saltwater-Krokodilen noch nicht abgeschlossen und der Fluss für Kanus gesperrt. Gunnar war ganz froh darüber, da ihm auch das Paddeln mit den „lieben“ Freshwater-Krokodilen nicht geheuer gewesen wäre.

Bye Bye Western Australia

 

Wasserloch mit Regenbogen zum Anfassen

 

Katherine Gorge mit Krokodilen

Dafür hatten wir dann umso mehr Zeit, uns an den wundervollen Edith Falls („Leliyn“ für die Aborigines) zu entspannen. Wir campten am tropischen Wasserfall, wanderten zu idyllischen Wasserlöchern, sprangen wie kleine Kinder immer wieder in den kühlen (krokodilfreien!) See und probierten endlich auch mal das australische Barbecue aus. Nein, Heimweh hatten wir definitiv noch nicht!

Wasserfälle ohne Ende

 

Das ist erfrischend!

 

Auch schön: Sonnenuntergang am Wasserfall

 

Eyh, das ist mein Handtuch!

 

Barbecue bzw. Barbie, wie die Aussies sagen
Rock Art im Kakadu National Park

Auf dem Weg nach Darwin besuchten wir den Kakadu National Park, wo wir vor allem die Höhlenmalereien der Aborigines (Rock Art) bestaunten. Von den Park-Rangern lernten wir viel Interessantes über die Kultur der Aborigenes und gleichzeitig über die Landschaft, da beide untrennbar miteinander verbunden sind. In Bezug zur westlichen Lebensweise werden die Aborigines oft als primitiv(er) dargestellt, was sich mit etwas Hintergrundwissen jedoch nicht aufrecht erhalten lässt!

In Darwin angekommen galt es Abschied zu nehmen von unserer gemieteten Polli, was uns sehr schwer fiel 🙁 . Ab jetzt mussten wir wieder unsere Rucksäcke durch die Hitze schleppen und die Nächte in immer zu lauten Hostels verbringen.

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Broome – beautiful pearl

Nach drei sehr heißen Tagen Autofahrt und Zwischenstops im industriellen Port Hedland und dem muschelreichen 80 Mile Beach (vor 100 Jahren aufgrund falscher Messungen noch der 90 Mile Beach) erreichten wir das tropische Broome. Die letzte Wochen gab es ungewöhnlicher Weise trotz Trockenzeit (April bis September) noch mal Regen, so dass wir nun bei hoher Luftfeuchtigkeit und schwülen Temperaturen bereits morgens zerflossen ohne uns überhaupt zu bewegen. Also ruhten wir erst einmal am Cable Beach unweit unseres Campingplatzes aus. Abkühlung brachte auch ein anderer Camper, der am nächsten Morgen vorbei kam und Gunnar 12 Bierbüchsen schenkte. Der gute Mann verließ Broome mit dem Flieger und konnte den „Block“ (30 Büchsen à 0,375 l) nicht mehr ganz austrinken. Ja, so geht das in Australien!

Im tropischen Norden Australiens gibt es viele sehr gefährliche Krokodile (Salzwasserkrokodile bzw. „Salties“), die man aus sicherer Distanz beispielsweise im Malcolm Douglas Crocodile Park oder im Malcolm Douglas Wilderness Wildlife Park beobachten kann. Wir entschieden uns für eine geführte Tour im zweiten Park, da dort auch andere Tiere zu bestaunen waren (verschiedenste Kängurus und Wallabys, schöne Dingos, viele bunte und lustige Vögel). Gunnar hatte anschließend noch mehr Respekt vor Crocs und suchte in der restlichen Zeit im Norden jedes Billabong (Wasserloch) nach einem verdächtigen Paar Augen ab.

Kleine Crocs sind relativ harmlos...

 

...große sollte man dagegen tunlichst meiden.

 

Das rote Riesenkänguru hatte gerade Mittagspause

Da uns Broome sehr gut gefiel, blieben wir noch etwas länger. Gunnar ging zum Barber of Broome (Friseur) und Ricarda kaufte sich Perlen in einem der vielen kleinen Shops. Anfang des letzten Jahrhunderts war Broome nämlich die Welthauptstadt für Mother-of-pearl (Perlmutt), spannend nachzulesen im Buch „The White Divers of Broome“. Unseren Besuch Broomes krönten wir abschließend mit dem beeindruckenden „Staircase to the Moon“, bei der das Licht des Vollmonds bei Ebbe auf dem Schlamm des Stadtstrandes die Illusion einer Treppe zum Mond erzeugt – für Ricarda natürlich ein Fest.

Am Strand bei Ebbe sichtbar: Saurierfußabdrücke!

 

Das ist nicht die Sonne, sondern der Mond!

 

Staircase to the Moon (Treppe zum Mond)

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Karijini – kraftvolle Idylle

Vom Ningaloo Reef fuhren wir nach Osten ins Landesinnere in den Karijini National Park, einen von Ricardas Lieblingsorten auf dieser Welt. Riesige Canyons erheben sich hier im Outback und geben spektakuläre Blicke auf friedliche Oasen aus Eukalyptusbäumen, kühlen Wasserlöchern mit Libellen und Vögeln und rauschenden Wasserfällen frei.

Dales Gorge von oben

 

Vor dem Abgrund

 

Ziel der Wanderung: Fortescue Waterfalls

Wegen der Regenfälle in den Wochen zuvor waren die Schotterstraßen im Park in sehr holprigem Zustand, so dass wir mit unserer gemieteten Polli nur einen, den sogenannten Dales-Gorge anfuhren. Doch dieser reichte völlig aus, um uns zu beeindrucken. Nach dem Blick vom Felsenrand durchwanderten wir den Canyon und genossen den 350 Millionen Jahre alten Ort mit seiner friedlichen Atmosphäre. Hört sich vielleicht esoterisch an, aber an diesem Ort fließt die Energie noch richtig, wodurch eine unheimlich kraftvolle und tiefe Harmonie spürbar wird.

Wandern durch die heiße Schlucht

 

…in der es genügend Abkühlung gibt

 

Einfach nur schön

Wenn man den Ort dann auch noch ohne die anderen Touristen genießen kann, ist alles perfekt. Und genau das gelang uns am nächsten Morgen: Nach dem Frühstück im National Park stiegen wir in den Canyon hinab und badeten im eiskalten Wasserloch und unter dem Wasserfall – ganz allein 🙂 !

Waaaaasserfaaaaall!

 

Beim Kopfsprung hagelt’s Sterne

 

Gunnar springt trotzdem

Für die Aborigines ist die Gegend übrigens kulturell sehr bedeutsam. Sie haben es geschafft, den Nationalpark gemeinschaftlich mit den weißen Australiern zu managen und ihre heiligsten Orte vor der Öffentlichkeit zu bewahren. Doch letztlich zählt das Profitstreben der Weißen dann doch mehr, so dass der Nationalpark kurzer Hand durch einen Korridor geteilt wurde, in dem die Bergbau-Industrie Eisen und andere Rohstoffe aus den alten roten Felsen sprengt und mit über 50 Meter langen Road Trains abtransportiert.

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Ningaloo Reef – nachhaltig beeindruckend

Nach einer Woche mit unserem neuen Campervan Richtung Norden überquerten wir den südlichen Sonnenwendekreis („Tropic of Capricorn“), der bestes Wetter für unser nächstes Ziel versprach: das Ningaloo-Riff. In Coral Bay, einem idyllischen 190 Einwohner-Touristenort, sprangen wir sofort an den weißen Strand mit dem türkis-blauen Meer. Zurück auf dem Parkplatz dann der Schock: Polli sprang nicht mehr an. Glücklicherweise hatten wir das Problem nicht bereits morgens auf dem Rastplatz im Nirgendwo, auf dem wir übernachtet hatten. Hier konnten wir wenigstens telefonieren und nach einer Stunde kam John, der freundliche Mechaniker, und erklärte: Die Batterie ist hin. Es gab zwar keine Ersatzbatterie im Ort, aber mit der Starthilfe kamen wir wenigstens auf den Campingplatz. Eine neue Batterie bekamen wir dann ganz unkompliziert zwei Tage später im 200 km entfernten Exmouth. Aber das Wochenende verbrachten wir zunächst gänzlich ohne Fahren, einfach nur am Strand mit Schnorcheln.

Anlässe zum Feiern :-)

 

Ningaloo-Riff in Sicht

 

Spaß am Strand

Das Ningaloo Reef ist an einigen Stellen nur 10 Meter von der Küste entfernt, so dass man sofort vom Strand losschnorcheln kann. Wir liefen also den Strand hoch, schwammen ein paar Meter zu den Korallen und ließen uns von der Strömung über die tolle Fischwelt treiben. Und dann stiegen wir ans Ufer, liefen den Strand wieder hoch und begannen von vorn. Könnte man ewig machen, wenn das Wasser nicht so kalt wäre.

Großer Fisch direkt vom Strand gesichtet

 

Einfach nur wundervoll...

 

...besonders beim Sonnenuntergang

Das Highlight des Riffs sind von Mai bis Oktober jedoch die Walhaie, die größten Fische der Welt, die am Riff Plankton und andere kleine Lebewesen aus dem Wasser filtern. Diese einmalige Chance wollten wir uns nicht entgehen lassen und buchten eine irre (teure) Tour, um mit diesen Giganten zu schwimmen. Das war der totale Wahnsinn und dabei jeden Cent wert: Mit dem Boot ging es mit 14 anderen Abenteurern morgens raus aufs offene Meer. Ein kleines Flugzeug suchte aus der Luft nach den Haien und sobald die Meldung an den Kapitän ging, wurde es für uns ernst. Wir saßen mit Neoprenanzügen, Schnorcheln und Flossen in zwei Gruppen bereit und warteten auf das Zeichen. Dann ging alles ganz schnell. Ab ins Wasser, schnell dem Guide hinterher, Kopf runter ins Wasser und dann WOW! Wir waren direkt vor einem 1,20 Meter breiten Fischmaul. Panik! Denn eine halbe Stunde zuvor wurde uns erklärt, niemals vors Maul zu schwimmen sondern immer im hinteren Bereich des Fisches zu bleiben. Also paddeln, paddeln, paddeln. Dann tauchte der Walhai in die Tiefe ab und wir warteten auf dem offenen Meer, bis uns unser Boot abholte. Doch nach 10 Minuten gab es die nächste Sichtung und wir sprangen wieder ins Meer. Diesmal lief alles nach Plan und wir schwammen mit dem Riesenfisch mit 🙂 Einfach nur irre! Wir kleine Menschen schnorchelten mit etwa 6 bis 8 Meter großen Fischen im offenen Meer. Fünf Mal ging es ins Wasser, von denen Ricarda leider nur drei Mal mitmachte, da sie zeitweise seekrank über dem Boot hing. Doch trotz Übelkeit waren wir beide überglücklich. Ach so, ganz nebenbei sahen wir auch noch eine Seeschlange und zwei riesige Stachelrochen.

Whale Shark (Bild von Wikipedia)
Größenvergleich zum Menschen (Bild von Wikipedia)

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