Es ist Weihnachten. Schon Geschenke ausgepackt und gut gegessen?
Wir haben uns dieses Mal ein Lufthansa-Menü gebucht. Über den Wolken schmeckt hoffentlich nicht nur der Tomatensaft besser. Außerdem war der Preis des Flugtickets sehr überzeugend.
Endlich sind diese ganzen Reisevorbereitungen vorbei: Pässe, Visa, Impfen, Geld… Außerdem das Lesen. Wir haben zwei Reiseführer, einen für Thailand und einen für Myanmar. Und weil wir auch ein paar Tage nach Laos wollen auch dafür ein paar kopierte Seiten:
Reiseführer für Südostasien
Hoffentlich haben wir nichts vergessen. Irgendwie ist mein Rucksack so leicht … (Ri: Echt? Meiner nicht.) Wird schon gut gehen.
Wir wünschen Euch schöne Weihnachten und melden uns bald wieder.
Hallo, da bin ich wieder! Nach 9 Tagen auf dem Hügel des Tempels umspülte mich gestern wieder das bunte und laute Treiben des thailändischen Touristen-Lebens. Das war so anstrengend, dass ich gleich weitergefahren bin zu einer sehr ruhigen, kleinen Bucht, in der es nur 4 Bungalowanlagen gibt und sonst nur Sonne, Palmen, Strand und Meer 🙂
Haad Khom: eine kleine, ruhige Bucht zum SchnorchelnEin schöner Sonnenuntergang im Golf von Thailand
Aber wie war denn nun das Meditationsretreat? Großartig! Eine sehr beeindruckende Erfahrung fürs Leben. Ich gebe zu, dass es – gerade am Anfang – sehr anstrengend war. Der Zeitplan war streng, begann bereits morgens um 4 Uhr und endete erst abends um 21 Uhr.
Medi-Rice auf dem Ausblick vom Wat Khao Tam
Handys, Uhren, Kameras, Bücher hatten wir zu Beginn abgegeben und dann mit dem Schweigen begonnen. Das Schweigen war tatsächlich die einfachste Sache, was ich nicht gedacht hätte. Ich war sehr beeindruckt, wie durch die Stille 64 Leute aus der ganzen Welt auf engem Raum friedlich zusammenlebten. Das fiel mir aber erst richtig auf, als das Schweigen am letzten Tag beendet wurde und der Lärmpegel durch 64 quatschende Leute emporschnellte. Ohne Worte geht man viel aufmerksamer miteinander um. Probiert das mal einen Tag lang zu Hause aus – einfach Schweigen. Da entsteht ganz automatisch eine sehr friedliche Atmosphäre.
Morgens um 4 Uhr wurden wir jeden Tag von einer Glocke geweckt, die durch die Tempelanlage hallte: Gong, Gong, Gong… schnell zur Toilette, Gesicht waschen, Zähne putzen und dann mit Wasserflasche und Taschenlampe zur Meditationshalle. Schon vor dem Frühstück meditierten wir, chanteten und machten Yoga. Die ersten 2 Tage war mit mir nicht viel los zu der Uhrzeit. Ich war froh, nicht reden zu müssen!
Nach dem Frühstück fegte ich dann immer Blätter vor dem Tempel zusammen – auch eine Art Meditation. Der Rest des Tages wechselten dann Sitz-Meditation und Geh-Meditation mit buddhistischer Lehre – jeweils 45 Minuten. Der Lehrer Anthony Markwell ist Australier und wurde mit 24 Jahren in Thailand zum Mönch. 11 Jahre verbrachte er in den orangenen Gewändern bevor er diese mit 34 wieder ablegte und zurück nach Australien ging. Seit 2 Jahren führt er nun das Meditationsretreat und hat eine erfrischende und witzige Art zu lehren, die buddhistische Weisheit mit weltlicher Logik verbindet. Vor allem seine Facebook-Witze haben mir gefallen – es ist schon lächerlich, wie wir uns im Alltag verhalten, wenn man von außen drauf schaut… Es gibt übrigens einen Kurzfilm über Anthony, der auf einem Festival einen Preis gewonnen hat. Gu, vielleicht findest Du den ja irgendwo: „From Dope to the Dalai Lama“ (von 2010 – glaube ich).
Die ersten Tage hatte ich jedenfalls große Probleme, so lange zu sitzen. Der Rücken tat so weh! Und dann die Knie. Und dann nickte ich immer wieder im Sitzen ein, wodurch ich ständig wankte und zuckte. (Kennt ihr vielleicht von einschlafenden Leuten in der U-Bahn?) Anthony erklärte die Müdigkeit damit, dass unser Geist keinen Input mehr hatte, sondern nur mit sich beschäftigt war und dabei auch nur im Moment bleiben sollte. Kern der buddhistischen Lehre und der Meditation ist es nämlich im Hier-und-Jetzt zu leben, statt in der Vergangenheit und der Zukunft. Das löst erstaunlich viele Probleme, was natürlich im Alltag nicht so einfach ist. Doch dabei soll Meditation ja helfen.
Am 4. Tag – vor der Nachmittagspause mit der heißen Schokolade – schaffte ich es dann endlich, eine Sitz-Meditation durchzuhalten ohne ständig zu zappeln und einzuschlafen. Es war toll! Ich könnte noch viel Schreiben, aber das wird dann für den Blogbeitrag zu lang. Ich werde euch gern zu Hause weiter berichten. Und wer will, kann mich dann ja an der Spree bei der Geh-Meditation begleiten oder mit mir die Blätter im Tiergarten zusammenfegen 😉 (vielleicht Ni?).
Zurück ins Leben auf der „Rückbank“
Ich bin jedenfalls sehr froh über die 10 Tage und hoffe, dass ich das Gelernte im Alltag einfließen lassen kann. Heute Morgen hat es schon gut geklappt: Ich bin zum Sonnenaufgang zum Strand gegangen und habe 20 Minuten meditiert. Yes!
Und jetzt auf zum Frühstück, bei dem es endlich mal keinen Porridge (Haferbrei) gibt, sondern Früchte, Omelette und Toast…
Hier wohne ich jetzt: traditioneller Thai-Bungalow
Heute Morgen bin ich in das Wat Khao Tam gegangen, um mich für einen Meditationskurs anzumelden. Ich hatte Glück und darf bleiben. Andere Traveller, die erst nach dem Mittag kamen, müssen leider wieder gehen, weil der Kurs voll ist. Wir sind wohl über 50 Leute – wow, das hatte ich nicht erwartet!
Ich habe ein Zwei-Bett-Zimmer bezogen, mit dem ich sehr happy bin. (Hatte nämlich einen großen Schlafsaal erwartet.) Es ist alles sehr basic, wird aber gut gehen, denke ich.
Mein Schlafplatz für die nächsten 10 Nächte: oben.Hier werden wir essen.
Frauen und Männer schlafen übrigens in getrennten Bereichen und sitzen auch beim Essen und Meditieren immer getrennt: Frauen rechts, Männer links. Das Mittagessen war heute übrigens sehr lecker und es ist immer vegetarisch 🙂
Heute habe ich noch Freizeit, kann in Ruhe ankommen und lasse es mir am Strand gerade mit einem leckeren Smoothie gut gehen: Passionsfrucht-Mango-Orange! Morgen Mittag geht es dann aber richtig los. Ab abends dürfen wir dann nicht mehr sprechen – es ist eine stille Meditationsform, die sich Vipassana nennt. Sprechen, Lesen, Schreiben sind für die nächsten Tage verboten und die Handys werden auch eingezogen, damit wir gar nicht erst in Versuchung kommen… Leben ohne Internet? Geht das überhaupt noch? Ich werde euch berichten, ob ich Entzugserscheinungen habe 🙂
Damit ihr mal einen Eindruck bekommt, was mich erwartet, habe ich euch das Programm fotografiert:
Das Meditations-Programm – ganz schön hart…
Also, ich sage jetzt bis zum 20.2. „Auf Wiedersehen“. Macht euch keine Sorgen, ich bin hier gut und sicher aufgehoben! Passt auf Euch auf!
Toller Ausblick vom Wat!Hier werde ich auch meditieren.
Der Morgen im Camp begann kühl und mit kräftigem Muskelkater in den Innenschenkeln. Aber noch mehr tat mir mein Hintern weh! Doch als wir die Elefanten aus dem Wald holten, wo die Mahouts sie über Nacht hingebracht hatten, waren die Schmerzen schnell wieder vergessen.
Guten-Morgen-Kuscheln mit dem KleinstenGibt es hier was zum Frühstück?Bananen!Da kommt gleich noch ein Rüssel dazu…
Zuerst machten wir eine Tour durch den Dschungel mit toller Aussicht ins Tal. Danach folgte eine Flußwanderung, auf der mein Elefant Medulu ihrer Rolle als Jacks Tante gerecht wurde. Für den kleinen Elefanten Jack war der Fluss ein einziger Spielplatz: Oh, ein Baumstamm – da renn ich mal mit dem Kopf gegen. Oh, ich kann ja auch tauchen – mich sieht man gar nicht mehr. Oh, Schlamm – da schmeiß ich mich rein. Oh, roter Sand – den spritz ich mir über den Kopf. Oh, und was ist dort – da schmeiß ich mich auch mal hin…
Medulu mochte es gar nicht, wenn Jack sich hinlegte und eilte dann gleich herbei, um ihn gekonnt mit dem Fuß wieder aufzurichten. Am Anfang fand ich das sehr süß, doch irgendwann wünschte ich mir, dass Jack doch bitte einfach weiter ginge, denn so kam ich ja gar nicht voran! Medulu ließ sich von Jack auch noch von einer Schlammdusche inspirieren – ich duschte unweigerlich mit.
Eine gemütliche FlusswanderungJack tollt rum – die Tante passt aufZum Glück gibt es Duschen!
Am letzten Tag war der Muskelkater in den Beinen noch kräftiger zu spüren. Wir lernten ein paar neue Befehle und versuchten uns mit den Elefanten am Baumstammrollen und -stapeln. War das anstrengend!
Angeblich können Elefanten Zentimetergenau arbeiten…wenn der Mahout es richtig kann!
Nach einer letzten Tour hieß es dann Abschied nehmen von Medulu. Das war schon ein bisschen wehmütig. Doch bei der abschließenden Bambusfloßfahrt kam schnell wieder Freude auf.
Zum Abschied noch ein Foto
Insgesamt eine tolle Tour, bei der ich zudem viel gelernt habe: nicht nur über Elefanten sondern auch über das Bergvolk der Karen und die politische Situation in Thailand. Aber davon erzähle ich Euch dann lieber…
Zum Schluss noch ein paar Bilder von unterwegs:
Bilderrätsel: a) Fassbrause oder b) Tankstelle?ReisfelderEin anderes großes Tier
Am Montag startete ein Highlight der Reise, auf das ich mich ganz besonders gefreut habe: der 3-tätige Education Trip von Elephant Special Tours (www.elephant-tours.com).
Diese Tour hatte ich schon von zu Hause gebucht, weil mich der Ansatz, wie das Camp und die Elefanten geführt werden, überzeugte. Die Elefanten werden hier tiergerecht gehalten.
Wir waren 8 Gäste in der Gruppe, davon 2 Kinder, für die die Elefanten ein großes Erlebnis waren. Aber auch für mich war es ein irre aufregender Moment, als wir in das Camp mit den Elefanten kamen.
Die Leitkuh mit ihrem kleinen JackKann man diesen Augen trauen?
Die beiden Guides Natalie und Tilly stellten uns zunächst jedes Tier vor und teilten uns dabei jeweils einen Elefanten zu. „Mein“ Elefant hieß Medulu – Me steht für Frau und Dulu für „Dickerchen“. Ja, Medulu war der breiteste Dickschädel in der Runde! Sie war Tante von dem 2jährigen verspielten kleinen Jack und nahm diese Rolle sehr ernst, was ich später noch erfahren sollte.
Mit jedem Elefanten lernten wir auch seinen Mahout kennen, der das Tier trainiert und meistens auch besitzt. Das Camp hat die Tiere gemietet und deren Mahouts angestellt. Diese sind alle „Karen“ – die größte ethnische Minderheit in den Bergregionen Thailands.
Und dann ging es los! Ich durfte mich Medulu vorstellen, erzählte ihr von mir und Berlin. Sie sollte meine Stimme kennenlernen und mich riechen, genoss dabei aber unbeeindruckt ihr Heu. Als ich sie berührte, hatte ich großen Respekt. Doch mit der zweiten Übung fanden wir das Vertrauen zu den Tieren: Wir saßen alle zusammen auf dem Boden und die Tiere standen im Kreis um uns herum! Die großen Füße direkt neben uns hätten uns leicht zertreten können. Aber die Tiere waren sehr vorsichtig und hatten immer genau im Blick, wo wir waren. Toll!
Das erste Kennenlernen: Mein Elefant MeduluVertrauen zu den Dickhäutern aufbauen
Danach übten wir das Aufsteigen. Der Elefant senkt dabei den Kopf und mit einem kräftigen Bocksprung hüpft man auf den Nacken. Dann sitzt man rückwärts und muss sich noch drehen. Easy! Toll, ich auf einem riesigen Elefanten!
Die schmale Ri auf der dicken MeduluVertrauen auf dem Rücken gewinnen
Beim Abstieg senkt der Elefant auch wieder seinen Kopf und man rutscht dann mit den Beinen vorwärts den Schädel runter. Auch easy!
Und absteigen bitte…
Doch schwieriger sind die Befehle, damit der Elefant losgeht, die Richtung wechselt oder anhält. Das ist schwere Arbeit und garantiert Muskelkater in den Innenschenkeln. Man drückt seine Beine hinter die Ohren und hüpft quasi immer ein bisschen nach vorn mit dem Befehl „Huh“ und hofft, dass der Elefant losgeht. Der Mahout geht nebenher und ehrlich gesagt, würde die Tiere das Gehüpfe im Nacken wenig interessieren, wenn er nicht in der Nähe wäre – sein Befehl hat immer Vorrang. Immerhin, ich ritt das erste Mal im Leben auf einem dicken Elefanten. Das fühlte sich toll an!
Für „Stopp“ ruft man übrigens „Hau“ und drückt die stumpfe Spitze von dem Haken in die Stirn des Tiers. Der Haken mag vielleicht erschrecken, weil er nach Bestrafung aussieht. Doch die Guides haben uns genau erklärt, wie die Mahouts den Haken am Stock nutzen und dass er wie der verlängerte Arm zu verstehen ist. An der Stirn spürt der Elefant zudem wenig, was man gut sieht, wenn er damit gegen einen Baum stößt. Auch scharfe Bambusspitzen bohren sich schon mal in die Stirn, wenn er sich den Bambus angelt.
Doch vor unserem ersten Ausritt durch den angrenzenden Wald führten wir die Elefanten noch zum Fluss, um sie zu baden. Sie lieben es im Wasser! Und ich schaufelte mit einem Eimer kräftig Wasser auf die dicke, dreckige Haut 🙂
Das klappt doch schon ganz gut!Mmh, wie bekomme ich Medulu zum Weitergehen?Der erste Ausritt mit Medulu…und weiter durch den Wald
Am Abend war ich völlig fertig. Ich klickte durch die Fotos, die einer der Angestellten von uns bei allen Aktionen machte und konnte dann erst richtig die Ereignisse des Tages fassen. Glücklich!