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Ningaloo Reef – nachhaltig beeindruckend

Nach einer Woche mit unserem neuen Campervan Richtung Norden überquerten wir den südlichen Sonnenwendekreis („Tropic of Capricorn“), der bestes Wetter für unser nächstes Ziel versprach: das Ningaloo-Riff. In Coral Bay, einem idyllischen 190 Einwohner-Touristenort, sprangen wir sofort an den weißen Strand mit dem türkis-blauen Meer. Zurück auf dem Parkplatz dann der Schock: Polli sprang nicht mehr an. Glücklicherweise hatten wir das Problem nicht bereits morgens auf dem Rastplatz im Nirgendwo, auf dem wir übernachtet hatten. Hier konnten wir wenigstens telefonieren und nach einer Stunde kam John, der freundliche Mechaniker, und erklärte: Die Batterie ist hin. Es gab zwar keine Ersatzbatterie im Ort, aber mit der Starthilfe kamen wir wenigstens auf den Campingplatz. Eine neue Batterie bekamen wir dann ganz unkompliziert zwei Tage später im 200 km entfernten Exmouth. Aber das Wochenende verbrachten wir zunächst gänzlich ohne Fahren, einfach nur am Strand mit Schnorcheln.

Anlässe zum Feiern :-)

 

Ningaloo-Riff in Sicht

 

Spaß am Strand

Das Ningaloo Reef ist an einigen Stellen nur 10 Meter von der Küste entfernt, so dass man sofort vom Strand losschnorcheln kann. Wir liefen also den Strand hoch, schwammen ein paar Meter zu den Korallen und ließen uns von der Strömung über die tolle Fischwelt treiben. Und dann stiegen wir ans Ufer, liefen den Strand wieder hoch und begannen von vorn. Könnte man ewig machen, wenn das Wasser nicht so kalt wäre.

Großer Fisch direkt vom Strand gesichtet

 

Einfach nur wundervoll...

 

...besonders beim Sonnenuntergang

Das Highlight des Riffs sind von Mai bis Oktober jedoch die Walhaie, die größten Fische der Welt, die am Riff Plankton und andere kleine Lebewesen aus dem Wasser filtern. Diese einmalige Chance wollten wir uns nicht entgehen lassen und buchten eine irre (teure) Tour, um mit diesen Giganten zu schwimmen. Das war der totale Wahnsinn und dabei jeden Cent wert: Mit dem Boot ging es mit 14 anderen Abenteurern morgens raus aufs offene Meer. Ein kleines Flugzeug suchte aus der Luft nach den Haien und sobald die Meldung an den Kapitän ging, wurde es für uns ernst. Wir saßen mit Neoprenanzügen, Schnorcheln und Flossen in zwei Gruppen bereit und warteten auf das Zeichen. Dann ging alles ganz schnell. Ab ins Wasser, schnell dem Guide hinterher, Kopf runter ins Wasser und dann WOW! Wir waren direkt vor einem 1,20 Meter breiten Fischmaul. Panik! Denn eine halbe Stunde zuvor wurde uns erklärt, niemals vors Maul zu schwimmen sondern immer im hinteren Bereich des Fisches zu bleiben. Also paddeln, paddeln, paddeln. Dann tauchte der Walhai in die Tiefe ab und wir warteten auf dem offenen Meer, bis uns unser Boot abholte. Doch nach 10 Minuten gab es die nächste Sichtung und wir sprangen wieder ins Meer. Diesmal lief alles nach Plan und wir schwammen mit dem Riesenfisch mit 🙂 Einfach nur irre! Wir kleine Menschen schnorchelten mit etwa 6 bis 8 Meter großen Fischen im offenen Meer. Fünf Mal ging es ins Wasser, von denen Ricarda leider nur drei Mal mitmachte, da sie zeitweise seekrank über dem Boot hing. Doch trotz Übelkeit waren wir beide überglücklich. Ach so, ganz nebenbei sahen wir auch noch eine Seeschlange und zwei riesige Stachelrochen.

Whale Shark (Bild von Wikipedia)
Größenvergleich zum Menschen (Bild von Wikipedia)

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Turquoise Coast – total blau, gelb und pink

Mit dem neuen Campervan, wir nennen sie Polly, ging es aus Perth raus aufs Land und an der Küste weiter nordwärts. Wir wurden bald belohnt mit menschenleeren Sandstränden und einer Wüste voller skurriler gelber Steinerhebungen, den sogenannten Pinnacles. Inmitten dieser unzähligen Steingebilde fühlten wir uns wie auf dem Mond. Da die Australier sehr pragmatisch sind, kann man sich die Pinnacles übrigens über einen befahrbaren Parcours (Drive Through) ansehen – sehr komfortabel.

Perfekter Strand am Thirsty Point

 

Die Pinnacle Desert

 

Unsere Polli

Etwas weiter nördlich übernachteten wir am Coronation Beach auf einer von Campern gut besuchten Rest Area und bestaunten die Wind- und Kitesurfer auf den stürmischen Wellen sowie den tollen Sonnenuntergang. Am Morgen bremsten wir dann für die Emu-Bande (5 Emus), die gemütlich unseren Weg kreuzte. Die Emu-Straßenschilder hatten hier also definitiv ihre Berechtigung.

Hhmm...so schön...

 

...so lässt es sich leben

 

Frühstück am Strand

Praktischerweise liegen viele Sehenswürdigkeiten Australiens direkt am Straßenrand, so dass wir für die spektakulären Felsenausblicke Richtung Kalbarri und den Pink Lake (der wirklich pink ist – durch irgendwelche Mineralien, wir wissen es auch nicht mehr genau) immer nur kurz anhalten mussten. Ganz und gar nicht praktisch sind hingegen die penetranten Fliegen, die einen in Australien im wahrsten Sinne des Wortes heimsuchen und in Augen, Mund und Nase kriechen wollen. Ohne Fliegennetz wird man schier wahnsinnig. Da sind die Stromatolites viel friedlicher. Sie existieren schon tausende Millionen Jahre und waren für lange Zeit die einzigen Lebewesen auf der Erde. Sie haben damals erstmalig Sauerstoff produziert und damit erst die Voraussetzung für andere Lebewesen (auch uns) geschaffen. Woanders nur als Fossilien bekannt, kann man sie in hier, in der Shark Bay bei Hamelin Pool, tatsächlich immer noch blubbern sehen.

Pink Lake

 

Ohne Fliegennetz geht es nicht

 

Stromatolites bei der Arbeit

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Perth – perfekt relaxt

In Perth fuhren wir am Montag Morgen mit unserem kaputten Uki zur Autovermietung: Wie würde es weiter gehen? Würden wir ein neues Auto bekommen? Die kleingedruckten Vertragsbedingungen sagten, dass der Geschäftsführer – je nach Ermessen – nach einem Unfall den Vertrag beenden und die gesamte bereits bezahlte (und nicht genutzte) Miete einbehalten kann. Uns fiel daher ein riesiger Stein vom Herzen als uns für Freitag ein neuer Campervan versprochen wurde. Uki durften wir für die Zwischenzeit allerdings nicht behalten, so dass es hieß, die vier Tage in Perth im Hostel zu überbrücken.

Perth mit Lola rennt und Gladiator, ähm Robin Hood

 

Mein Fluss, meine Stadt...

 

...mein Bier!

Doch Perth erwies sich als sehr angenehm: Am Swan River gelegen, ist es ganz eindeutig Gunnars Stadt (Nachname Schwan!). Mit nur 1,5 Mio. Einwohnern viel kleiner als Sydney und Melbourne ist Perth sehr übersichtlich und viele Grünflächen laden zum Entspannen ein – oder eben auch zum Sport am Feierabend. Und so sieht man nach 5 Uhr abends Horden von „Perthianer“ aus ihren Bürogebäuden joggen oder in der Gruppe oder mit ihrem persönlichen Trainer schweißtreibende Übungen absolvieren.

Swan Bell Tower und Riesenrad

 

Public Sports: Gunnar lacht

 

Public Sports: Ricarda ächzt

Nach dem ganzen Campen in der Natur genossen wir die Stadtkultur. In der Art Gallery of Western Australia beeindruckten uns z.B. die unheimlich echt wirkenden Kreaturen von Patricia Piccinini. Bei dem Ausflug in den schönen Vorort Fremantle probierten wir nicht nur die Kaffee- und Muffinkultur, sondern versuchten auch das Prinzip in einem Wettbüro zu verstehen und mit Basketballtreffern Zusatzspiele in einer Spielhölle mit Hunderten von lärmenden Spielautomaten zu gewinnen. Sehr witzig! Die Australier lassen nämlich so viel Geld beim Spielen und Wetten, dass es einen sehr bedeutsamen Wirtschaftszweig am Leben hält. Und den Kaffeegenießern sei gesagt, dass hier auch die Namen für die uns bekannten Kaffeezubereitungen Kopf stehen: Für einen Milchkaffee sollte man einen „Flat White“ oder „Cappuccino“ bestellen. Café Latte ist hingegen ein Espresso – mit einem Mini-Schuss Milch!

Perth vom Hyde Park

 

Warten auf den kostenlosen Cat-Bus

 

Was wünschen? Vielleicht lila Engelsflügel zu den rosa Plüschohren...

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Karri Forrest – krass hoch (geklettert)

Nach dem Strand führte uns der Weg in eine Region mit ca. 400 Jahre alten, mächtig hohen Bäumen. In dem so genannten „Valley of the Giants“ (Tal der Giganten) absolvierten wir den Tree Top Walk, der uns über Stahlbrücken 40 Meter hoch in die Wipfel der Bäume führte: tolle Vogelperspektive!

Tree Top Walk

 

Höhenangst?

 

Auf eigenes Risiko

Aber noch beeindruckender wurde es, als wir den nächsten Tag 50 Meter hoch auf auf einen alten Karri-Baum kletterten, der früher als Aussichtspunkt zur Feuerwache diente. Karri-Bäume sind die zweithöchsten der Welt und wachsen schnurgerade – sehr imposante Wälder und natürlich sehr interessant für die industrielle Produktion. Der Aufstieg auf den Metallstäben, die sich in einer Spirale den Baum hochschraubten, war pures Adrenalin – insbesondere für Gunnar, wegen seiner leichten Höhenangst. Ohne Sicherheitsnetz (in Deutschland nicht vorstellbar) konnte jeder unkonzentrierte Schritt in den Abgrund führen. Oben angekommen, blickten wir über die anderen Bäume hinweg und fühlten uns den Vögeln gleich. Übrigens gibt es auch leckeren Honig aus den Blüten dieser Karri-Bäume, den wir uns als Reiseproviant von einem Imker kauften :-). Doch nicht nur die Bäume sind in Australien groß. In dem kleinen idyllischen aber kreativen Denmark bestaunten wir das weltgrößte Barometer von Bert Bolle. Es ist 12,5 Meter hoch und zeigt das Wetter an: Regen in unserem Fall.

Diamond Tree (über 60 Meter hoch)

 

Zwei glückliche Vögel

 

Höhenangst überwunden

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Albany – Alles auf Anfang

Da wir unseren demolierten Uki wieder campingtüchtig repariert hatten, setzten wir unsere Reise nach Perth nicht über den kürzesten sondern, wie geplant, über den schöneren Weg an der Südwestküste fort. Der Schock des Unfalls saß uns immer noch in den Knochen, zumal wir immer wieder von Leuten auf unser kaputtes Auto angesprochen wurden und immer wieder unsere Unfallgeschichte erzählen mussten. Beim Parken versuchten wir möglichst unsere schöne Seite zu zeigen, aber verstecken ließ sich der Schaden nicht. Doch in Albany – einem hübschen Küstenstädtchen mit 25.000 Einwohnern – gelang es uns schließlich, die schöne Landschaft und die Sonne wieder (oder auch gerade ganz besonders) zu genießen. Und am Strand feierten wir unser neues Leben.

Das Leben ist schön...

 

...erst Recht am Strand

 

Blowhole – Blaseloch

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